Tobias Becker / Alex Gross - Das Floß der Medusa, 2009, Metall, Spanplatten, verschiedene direkt der Natur entnommene Materialien, ca. 150 x 350 x 550 cm

 

Produktionsstätte im Spreewald

 

 

Das Floß der Medusa

Die Arbeit entstand aus einer Kollaboration zwischen Tobias Becker und Alex Gross. Die Motivation für die gezeigte Arbeit bestand darin, gegenwärtige Bezugnahmen zu Landschaft und Natur mit einer historischen Erzählung einzufangen, die in ihrer Choreografie und Dramatik einen Einstieg in eine Diskussion um physische  und virtuelle Erfahrungsräume, ihre Potenziale und Unzulänglichkeiten bereithält. Als Ausgangspunkt für die Arbeit wählten die Künstler die Geschichte des Floßes der Medusa, dargestellt im selbig betitelten Gemälde des französischen Malers Théodore Géricault aus dem Jahre 1819.

Anhand dieser eindringlichen Geschichte diskutierten die Künstler Fragestellungen nach Systemen und Bruchstellen, Simulation und Wirklichkeit. Als Arbeitsort wählten Gross und Becker bewusst einen Ort außerhalb der Studiosituation. Für sechs Tage zogen die Künstler an einen See im idyllischen Spreewald. Ausgehend von Zeichnungen und Malereien entwickeln sie aus direkt der Natur entnommenen Materialien eine abstrakte Topographie, eine aufgebrochene Landschaft, die auf Prinzipien dekonstruktivistischer Architektur und Computergrafik basiert ist. Das Endprodukt ist weniger ein Modell einer Landschaft als vielmehr ein abstraktes artifizielles Landschaftsprinzip, dass Betrachtungen aus unterschiedlichen Perspektiven zulässt und durch Verquerungen von Konstruktionsprinzipien die Beziehung zwischen Betrachter, Objekt und Ort unmittelbar diskutiert. Die Art und Weise, wie virtuelle Realitäten gelesen als - provisorische - Fluchtorte und/oder Rettungsvehikel (simulierte Natur) mit den Untiefen und Unabsehbarkeiten physischer Realitäten kollidieren, finden mit Erzählungen wie der des Floßes der Medusa einen verbindlichen Ausdruck. Die gezeigte Arbeit stellt eine Möglichkeit dar, den Kern der Geschichte in einen zeitgenössischen Bezugsrahmen zu stellen.
(Auszug Pressetext Preview Berlin)